
Pestilencia obscura
So, ich hexe mal wieder was hier rein, ach was freue ich mich darauf, wenn irgendwann mal wieder ruhigere Zeiten kommen. Nur gießen und dürftiges Notfallmanagement war die letzte Zeit drin, sowie jetzt am Sonntag die Beleuchtung installieren. Aber Vereinzeln und in größere Töpfe umsetzen wäre wieder schwer nötig und es war keine Zeit… sooo viel Arbeit und dann waren jetzt auch noch Kindergeburtstage dazwischen.
Hier sieht es gut aus an der Blumenfront, wieder, aber der Reihe nach.
Zuerst einmal das Bild oben, 49 NOID – die unbekannte alte Neue. Die habe ich schon länger, aber wusste es nicht mehr so genau. Vorigen Sommer hatte ich ja diese Schale, in die ich von den paar „Alten“, die ich bis dahin hatte, alle Sucker usw. kreuz und quer zusammen reingesetzt hatte nach einer Pflegeaktion. Da war auch diese bei. Ich glaube sie hatte Wurzelfäule gehabt und war nur noch ein Stümmelchen gewesen. Hat jedenfalls lang gedauert, aber nun ist es so weit und sie blüht, und es ist wirklich tatsächlich eine, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Aktuelles Problem ist, dass ich sie nicht entdecke auf den Listen von Großhändlern. Ich hätte so gern einen Namen, oder zumindest eine Liefernummer, und bin gespannt ob sich dieses Problem jemals lösen wird, denn ich habe wirklich gut gesucht und finde keines, das von Optik und Beschreibung darauf passt. Sehr seltsam!

Sie heißt jetzt erstmal wie gesagt nur „49„. (Ja – mittendrin – es ist jemand „nix geworden“ und der Platz wurde frei… schnief…)
Aber weiter. Thema: Pestilencia obscura.
Vor gut fünf Wochen wollte der Sohn mal gießen helfen und hat es stellenweise zu gut gemeint. Ich hatte erst zwei Tage später Zeit, den Umfang seiner Überflutung zu sichten und überschüssige Pfützen abzugießen – und wähnte die Kollektion anschließend zwei Wochen lang dem Untergang geweiht. Es zeigten sich nämlich (im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich wegen der nassen Füße) vereinzelt Symptome, die in gewissen Kreisen auf Befall mit den bösartigsten aller Milben schließen lassen, nämlich verstärkter Haarwuchs im Zentrum der Pflanzen:

Nächster Schritt beim vermuteten Befall von irgendwelchen Schadmilben wäre gewesen, dass die jüngsten Blätter nur noch verkrüppelt wachsen würden, also habe ich Hochleistungslupe, Taschenmikroskop mit Beleuchtung und eine kleine Hausapotheke (Neem-Öl, Anti-Milben-Mittel und etwas gegen Thripse) beschafft, eine Seuchenstation im benachbarten Gästebad für die Verdachtsfälle eingerichtet und … gewartet.
Aber es ist nichts weiter passiert. Die vielen Haare habe ich im Mikroskop inspiziert (sh. Folgebild) – keine Viecher dran, und die Blumen selbst wachsen und blühen weiter als wäre nichts gewesen.

Die Betroffene, Pink Wave Momma Plant, steht inzwischen wieder in voller Blüte.
Meine Vermutung dazu ist, dass die Pflanzen die Haare als Schutzmaßnahme haben wachsen lassen. Ich habe schon öfter beobachtet, dass manche Sorten am Morgen nach dem ich gegossen habe im Zentrum Wassertröpfchen an den Blatträndern absondern. Vermutlich war das mit den Haaren dann eine Stressreaktion wegen der Überdosis, um die Blätter (die ja eigentlich Wasser nicht so mögen und insbesondere in Verbindung mit Sonnenlicht dann eine Art Sonnenbrand bekommen) zu schützen? Man weiß es nicht. Habe auch nicht viel darüber rausgefunden. Jedenfalls waren es keine Milben. Gut.
Naja fast.
Es war Sommer, die Fenster gekippt, höchstvermutlich kam es dadurch auch noch zu einer kleinen Besiedlung mit Thripsen, einmal auf der Fensterbank in der Küche, und im Dach unterm Dachfenster auf dem Tisch. Lokal begrenzt, keine Pest, es hat sich gar nicht richtig ausgebreitet.

Wir sehen ein Thripskind. Thripse sind kleine Flugtierchen, die überall zwischen passen. Die kleinen Gewittermückchen, die dann überall herumkrabbeln und später als kleine schwarze Striche hinter Bilderrahmen und sonstwo liegen, heißen auch Thrips.
Die mögen die Pollen von Usambaraveilchen, treiben sich deswegen bevorzugt auf den Blüten herum, knabbern sie an (das gibt braune Flecken) oder knacken die gelben Pollendinger und dann rieselt der Pollen auffällig auf die Blüte – das geschieht sonst nicht einfach so.
Ich habe es jedenfalls wahrscheinlich so früh gesehen, dass es keine Seuche war, sondern nur Jungtiere – die sind natürlich auch noch flugunfähig.

Know your enemy.
Ich mache jetzt eine Kombibehandlung aus gezielter Beobachtung und Blütenentfernung, und bei den fünf meistbetroffenen steckt jetzt im Substrat ein Lizetanstäbchen, also Gift, welches sich durch Wurzelaufnahme in der ganzen Pflanze verteilt und die Viecher jetzt killt wenn sie sich dran gütlich tun. Ich bilde mir ein, es hat schon geholfen, und rechne nicht mit weiterer Ausbreitung.
Kommentar aus der Zukunft:
Haha.
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