
Weiter!
Nach einer längerern Pause wieder mal ein Update.
Was ist passiert seit dem letzten Beitrag von Mai 2020?
- Mai 2020: Blätterbestellung (34 neue Sorten)
- Juni 2020: Blätterbestellung (8 neue Sorten)
- Juli 2020: ein paar Pflanzen mit anderen Leuten getauscht
- Juli/August 2020: Zwei Wochen Urlaub, nur eine Pflanze ist kaputtgegangen
- September/Oktober 2020: Mit Düngen begonnen (Mischung für regelmäßige Gabe)
- Oktober 2020: Blätterbestellung (11 neue Sorten)
- Oktober 2020: Ein paar Pflanzen getauscht
Also viele neue Pflanzen. Dank der Düngung erwartete ich, dass die älteren endlich mal alle blühen. (Ich möchte ja immer möglichst alle Exemplare einer Sorte gleichzeitig in Blüte haben, um beurteilen zu können, welches bei mir in der Sammlung bleibt.) Die ältesten waren schon mit „Stämmchen“, mussten also auch verjüngt werden. Mein Plan war, in den Wintermonaten nach und nach je Sorte zu entscheiden welches Exemplar ich behalte, dieses zu verjüngen und gleichzeitig auf Dochtbewässerung umzustellen. Die anderen sollten in kleine Töpfe verjüngt und nach dem Wiederbewurzeln in 2021 verkauft oder getauscht werden.
Ich hatte das ganze Jahr penibel darauf geachtet, dass das Dachfenster über der Sammlung zu bleibt, und die Blüten regelmäßig auf losen Pollen kontrolliert. Das hat funktioniert, es hat 2020 keine Thrips-Plage gegeben und die Pflanzen wirkten recht gesund. Seit der Düngerei setzten sie viele Knospen an und wuchsen kräftig.
Doch dann… war mittendrin eins tot. Ich dachte überwässert, ok, kann mal vorkommen, nicht schlimm, es sind ja sowieso von fast allen Sorten noch weitere Exemplare da.
Aber es wurde mehr. Auf der dritten Ebene des großen Regals sahen mehrere nebeneinander schlapp aus, obwohl sie feuchte Erde hatten, Knospen und Blüten. Die unteren Blätter hingen herunter und wurden braun. Zwei oder drei weitere starben.

Und irgendwann habe ich es gesehen: Kleine weiße Viecher unten am Stämmchen, unter den Töpfen, in der Erde. Ich wusste von der Lektüre im Internet: Root Mealies. Wurzelläuse, Coccoidea.
Und keine Ahnung woher!
Vorbei war es mit meinem Plan. Jedes Zeitsplitterchen in Dezember bis März diente dazu, den auf Tabletts stehenden Teil der Sammlung (also viel) von den Tieren zu befreien. Um Zeit zu gewinnen, gab es erstmal zweierlei Gift ins Gießwasser. Da die Tiere aber unterirdisch hausen, war klar dass jede einzelne Pflanze bearbeitet werden musste. Die schlimmsten zuerst, das waren nicht viele, glücklicherweise, und gut zu erkennen, sie sahen nämlich aus wie die oben abgebildete Pflanze.
Himmel, war das ekelhaft. Die ersten Rettungen habe ich nur mit Handschuhen durchgeführt.

Ich habe Alkoholspray gekauft, 99% Isopropanol. Das killt die Viecher sofort. Ich habe alles damit desinfiziert, die Pflanzen auch. Sie wurden im Wurzelbereich drastisch verjüngt, teilweise nur 3-4 Herzblätter erhalten. Der Strunk (manchmal mit Restwurzeln) wurde mit dem Alkohol eingesprüht, der Alkohol anschließend abgespült und die restliche Pflanze in neue abgekochte Substratmischung gepflanzt. Parallel lief, soweit möglich, die Entscheidungsfindung „welches bleibt“, also eins je Sorte. Dieses wurde auch gleich mit Docht versehen und auf ein Wassergefäß gestellt.
Das hat sich insgesamt gezogen von Weihnachten bis Frühling. Nach einer ausgiebigen Internet-Recherche zwischen den Jahren wusste ich, dass die Wurzelläuse sehr wahrscheinlich mit der Bestellung aus England (dib…) im Herbst 2019 hierher gekommen sind. Mit diesen Pflanzen, die alle mit kleinen Erdballen ankamen, hatte es von Anfang an Schwierigkeiten gegeben, sie wuchsen nicht gut. Vermutlich also wegen mitgelieferter Schädlinge.
Ich habe auch den Fehler gemacht, beim Umtopfen gelegentlich Substrat alt/neu vermischt zu haben. Und die Haltung auf gemeinsamen Tabletts begünstigte ebenfalls die Verbreitung.
Aus Fehlern lernt man. Jetzt ist wieder alles ok. Durch die Dochtbewässerung kann ich sehen wie es den Pflanzen geht, also ob sie gute Wurzeln haben (viel Wasserverbrauch) oder ein Problem.
Die ausgemusterten Pflanzen, die ich abgeben will, wurden auch alle behandelt. Sie sind gut angegangen und blühen teilweise schon wieder.
Auch die Blattstecklingskinder vom vorigen Jahr sind gerade in der Jungpflanzenphase mit Erstblüte und Selektion.
Viele müssen weg.
Das ist also der Stand der Dinge.
Die Sammlung ist aufgebaut, jetzt werde ich wählerisch. Manche Sorten machen mir nicht so viel Freude wie andere. Die weiß-grünlichen zum Beispiel, da gibt es einige, deren Pollen sehr schnell braun wird, das gefällt mir nicht. Wahrscheinlich werde ich die wieder ausmustern.
Neue brauche ich zur Zeit erstmal nicht. Es gibt noch ein paar Sorten, die ich gern hätte, aber im Moment habe ich noch genug zu tun mit der Selektiererei.
Und Vermehrungs-/Zucht-Experimente mit hübschen Sorten machen sicher auch Spaß, brauchen aber auch Platz.