Vorgeschichte
Der Grundstein zu meiner Sammlerei von Usambaraveilchen wurde 1983/84 gelegt, in der dritten Klasse der Grundschule. Die Lehrerin wollte im Sachunterricht mit uns pflanzen und jedes Kind sollte einen Ableger von Zuhause mitbringen. Wir hatten damals überwiegend Grünpflanzen im Haus und ich hatte einen Trieb Schwedischer Efeu mitgegeben bekommen, vermutlich weil diese Pfanze schnell und gut anwurzelt.
Für vergessliche Schüler hatte die Lehrerin vorsorglich zwei Usambaraveilchen mitgebracht, dunkelblau und lila. Usambaraveilchen kannte ich bis dahin noch nicht, und fand diese beiden so beeindruckend, dass ich mich heute noch daran erinnern kann, wie sie vor dem Lehrerpult auf dem Fußboden standen.
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den nachfolgenden Jahren Usambaraveilchen zu Hause hatten. Aber als ich dann mit 18 Jahren eigenständig zu Einkäufen aus meinem Dörfchen herauskam, begann ich sie zu sammeln.

Ich habe damals überall wo ich war, also in allen Pflanzenabteilungen von Supermärkten und in Bau- und Gartenmärkten nach ihnen Ausschau gehalten. In Kassel gab es eine Galerie, in der ein Blumenladen zwei Chimären für je 3,99 DM stehen hatte. Pflichtkauf. Ich bin danach noch mehrmals dort gewesen, aber dieses Glück hat sich nicht wiederholt.

Leider habe ich damals noch keinen Wert auf Pflanzenfotos gelegt. Im Sommer 1994 waren es mindestens sechs Veilchen und die Fensterbank wurde kurze Zeit darauf zu klein. Was macht man dann? Regal bauen. Bei mir sah das so aus:

Acht Veilchen im neuen Regal, und vielleicht nochmals so viele auf der Fensterbank. Es gibt ein weiteres Foto, auf dem im Hintergrund dieses Wandregal zu sehen ist, vom Sommer 1995, mit inzwischen zehn Usambaraveilchen, aber alle nur grün. Der Standort war nicht optimal, in diese Ecke kam höchstens etwas Abendsonne, ansonsten war es den ganzen Tag mehr oder weniger im Schatten.
Ich baute also das „blaue Regal“, maßgefertigt für den größeren Teil meines Fensters.

Leider habe ich damals die Sammlung nicht direkt fotografiert, diese Fensterbankbilder sind immer nur Hintergründe. Im Dezember 1995 hatte ich also, wie man sieht, 24 Pflanzen. Teils waren das allerdings auch doppelte Exemplatre, z.B. abgetrennte Sucker. Ich habe noch ein unscharfes Foto vom Sommer 1996, da sind es 28 Töpfchen.
Was auffällt: Es sind immer nur grüne Blätter. Mehrfarbiges Laub habe ich nie gefunden und wusste daher jahrzehntelang auch nicht, dass es so etwas gibt.
Auf diesem Level blieb das ein paar Jahre. Die Regalkapazitäten ausgeschöpft, aber weiterhin Interesse am Auffinden weiterer Sorten. Im November 1996 (es gab ja noch kein Internet) bestellte ich das Buch von Anne und Walter Erhardt und versuchte Kontakt zu einer der angegebenen Bezugsquellen aufzunehmen. Leider hatten die zwei Damen in Großbritannien ihre Sammlung gerade aufgegeben.

Dieser Ausschnitt von Juni 1997 ist das letzte Foto, das ich vom Fenster mit dem blauen Regal habe. Ich war auf Tontöpfe umgestiegen, die Pflanzen haben Nummernschildchen. Das war der erste Versuch ein System zu etablieren, mit dem ich auch in Zeiten ohne Blüte wusste welche Pflanze welche ist. Mein Plan war, die Blüten abzumalen und diese Bilder an die andere Seite der Nummernsticker zu kleben. Das war allerdings aufwendig, sah nicht so gut aus wie real, und wurde daher schnell wieder aufgegeben.

Ab Herbst 1997 hatte ich weniger Zeit mich mit der Sammlung zu befassen. Ich habe sie nicht mehr so gut gepflegt und nach und nach wurden es weniger. Aus dem Jahr 2002 ist dies erhalten:



„Nur“ noch 20 Sorten.
Hier fällt auch auf, dass Fantasy auch auf keiner einzigen Blüte war – auch damit erging es mir so, dass ich bis 2018 nicht wusste dass es existiert.
Das Veilchenregal stand inzwischen in einem Nebenzimmer, mit der Folge, dass die Pflege weiter nachließ. Ich verwendete günstige Torferde ohne Zusätze und goss in Untersetzer, das ging jahrelang gut – bis zu diesem Zeitpunkt, als ich sie nicht mehr regelmäßig sah. Einige vertrockneten, dazu gab es zunehmend Probleme mit Trauermücken und Thrips. Immerhin war das Gift damals noch besser – ich hatte ein Granulat mit Imidacloprid, was würde ich heute dafür geben!
Die Veilchen gingen also nach und nach ein. Die letzten Fotos der alten Sammlung sind diese beiden:


2007 waren alle Usambaraveilchen tot und nur noch das blaue Regal übrig. Ich zog um in eine Dachgeschosswohnung, in der nur ein Fenster mit Fensterbank und viel Tageslicht war. Darauf hatte ich ein paar Orchideen.
2012 und 2015 bekam ich Kinder. Kinder müssen lernen, wie bunt und schön die Welt ist, und natürlich auch, wie schön Blumen sind! Also hüpften nach und nach wieder ein paar Usambaraveilchen in meinen Einkaufswagen, nach dem Motto „So ein Schönes, komm mit, mit euch kenne ich mich aus“.
2018 hatte ich nach einem erneuten Umzug wieder viele helle Fensterbänke und es stand fest, dass sie mit Usambaraveilchen gefüllt werden müssen. Und dann kam mir die Idee, mal im Internet danach zu suchen – der Beginn der aktuellen Sammlung.